Wenn sich der Ex als telefonischer Gratulant bei einer Familienangelegenheit meldet, muss ich dann a) ein schlechtes Gewissen haben, dass ich mich aus seinem Leben und dem seiner Familie rausgehalten habe und b) mir sonst irgend welche Gedanken drüber machen?
Wenn ich behaupten würde, dass ich nicht wissen wollte, ob es ihm und den Seinen gut geht, wäre das eine Lüge. Mein Interesse daran ist aber nicht anders als bei anderen Bekannten. Dank einer ausgeklügelten Aushorchmethode weiß ich jetzt zumindest, dass er sein Leben in geregelte selbständige Bahnen gelenkt hat, und das freut mich.
Dass er sich gemeldet hat, ist so – mir fehlen die richtigen Worte dazu. Aufmerksam? Ja, denn er hat Feier-Tage nicht vergessen. Unerwartet? Definitiv. Einfach nur nett? Wow, dann hatte er mehr Mut als ich. Denn ich denke hin und wieder an seine Familie, hatte aber nie den Mut mich zu melden. War doch ich diejenige, die den Schlussstrich gezogen hat und ich hatte Angst vor der Reaktion, die mich erwartet.
Dass er was von sich hören ließ – ich höre, staune und lerne. Vielleicht ist mein Schatten mal so kurz, dass das Drüberspringen und Anrufen sogar für mich machbar ist.
Und: die Erwähnung seines Namens löst keinen Schweißausbruch, Sturzbach aus Tränen, Heulkrampf oder schlechtes Gewissen aus. Wir hatten unser Leben, wir haben lange gekämpft und es hat nicht sein sollen. Jetzt hat er seines, ich hab meines, Herr S. ist ein nicht unwichtiger Teil davon und bin mehr als glücklich darüber. (Wenn es da nicht andere Gedankengespenster gäbe, die in meinem Köpfchen rumspinnen. Aber das ist eine andere Geschichte. 😉 )