Der Titel verrät es schon: bei uns wohnt derzeit eine Wutzwergin. Ein vermeintlich falscher Blick, ein falsches Wort, ein Seufzer, ein Lachen – alles kann Auslöser für einen Wutanfall deluxe werden. Und dann, ja dann geht es richtig los. Die Wutzwergin fängt an zu schreien, toben, brüllen, so laut und ausdauernd, dass nach dem Anfall die Stimme merkbar gelitten hat. Die Zwergin zittert, bebt, weiß keinen Ausweg aus ihrer Lage, findet keinen Weg sich zu beruhigen. Vorsichtige Annäherungsversuche werden radikalst verhindert, glücklicherweise ist bisher noch nichts und niemand zu Schaden gekommen.
Die wahre Herausforderung: selber ruhig zu bleiben. Sonst wird das nix mit dem Deeskalieren. Meine Deeskalierungsstrategie (in zig-facher Wiederholung): das kleine Wutbündel wird behutsam in ein anderes Zimmer gebracht, ich unterhalte mich ruhig mit der Wutzwergin, verlasse das Zimmer, werde verfolgt, wir gehen wieder zurück, ich unterhalte mich… in Endlosschleife. Irgendwann lässt die Wutzwergin etwas mehr Nähe zu, möchte ein Taschentuch, kommt kuscheln (was sie aber nie zugeben würde). Sie wischt die Tränen weg, trinkt gegen den Durst (schreien ist anstrengend, ich wäre heißer!), sie seufzt noch eine Weile nach und dann ist plötzlich fast alles wieder gut.
Mein Versuch, den Auslöser zu eruieren, veräuft im Sand, denn: sie weiß es nicht mehr. Allerdings ist mir recht bald aufgefallen, dass die Anfälle vermehrt bei absoluter Übermüdung auftreten. Wenn wir vom Kindergarten nach Hause kommen, nach einem gemütlichen Spielenachmittag, vor dem Abendessen….
Mich belastet am meisten, dass die Wutzwergin selbst keinen Weg aus ihrem Wutanfall findet. Und es dauert furchtbar lange, bis sie meine Hilfe zulässt. Ich könnte manchmal mit ihr mitweinen, vor Verzweiflung, vor Erschöpfung.
Mich tröstet, dass es auch anderen Eltern mit 3jährigen so ergeht. Ich sehe es vor dem Kindergarten, sehe trotzende, tobende Kinder und atme 1x durch und denke „zum Glück diesmal nicht wir“. Ein Gespräch mit einer lieben Freundin hat mir ein bisschen Mut gemacht und insgeheim hoffe ich, dass es mit dem 4. Geburtstag tatsächlich etwas besser wird.